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Wochenblatt-Artikel vom 14. Oktober 2020

Sein Wohnwagen ist etwas ganz Besonderes: Auf ihm hat Franz Bauer aus Kirchdorf seine Rockidole, wie Mick Jagger oder Jimy Hendrix verewigt. Der Woodstock-Fan hat aber noch eine weitere Leidenschaft, die man vor allem im Inneren des Vehikels bewundern kann.

Woodstock und Orient:
Dieser Wohnwagen ist ein Hingucker!

In und an seinem „Rock Palace“ hat Franz Bauer seine Leidenschaften verewigt

Von Holger Becker

Franz Bauer vor seinem„Rock Palace“, einem Wohnwagen im Woodstock-Stil. Fotos: privat

Kirchdorf am Inn. Wenn Franz Bauer (62) mit seinem Woodstock-Wohnwagen übers Land fährt, ist das ein echter Hingucker: Die Außenseite des Wilk 320 QB (Baujahr 1967) zieren Bilder seiner Rock-Idole wie Jimy Hendrix, Janis Joplin und Mick Jagger von den Rolling Stones. Wer die Möglichkeit hat, einmal einen Blick in den Wohnwagen zu werfen, fühlt sich in ein Gemach aus „tausendundeiner Nacht“ versetzt. Franz Bauer hat das Interieur mit seiner orientalische Sammlung von seinen Reisen nach Marokko ausstaffiert. Und auch Franz Bauer selbst ist schon rein äußerlich kein Mann in den Sechzigern.

Ein Besuch im Kino „Sunset“ imKirchdorfer Ortsteil Ritzing im Jahr 1974 veränderte das Leben des damals 16-Jährigen.„Ich sah zum ersten Mal den Film über das Festival in Woodstock im Jahr 1969. Seitdem bin ich absolut infiziert von Woodstock, der Rock-Musik und dem Hippie-Feeling“, gesteht Franz Bauer.

Das legendäre Woodstock-Festival machte Musiker wie Santana, Joe Cocker und Alvin Lee von „Ten Years After“weltberühmt. Statt der erwarteten 60 000 Zuschauer kamen 500 000, was für ein gehöriges Chaos sorgte. Zudem machten Drogen wie Cannabis, Heroin und LSD in Woodstock die Runde.

Franz Bauer war vor allem von den Rockstars und ihrem Sound und der Devise „Peace & Music“ fasziniert. Dabei sein konnte der Elfjährige damals nicht, aber den Lebensstil der Rockfans und Hippies wollte er seit dem Kinofilm unbedingt auch ausleben.

Franz Bauer kleidete sich fortan wie seine Idole: Lederkluft und Hard-Rock-T-Shirts waren genau sein Ding. Letztlich musste er aber auch immer einen Kompromiss eingehen zwischen dem Landleben in Niederbayern, seinem Beruf als Projektmanager bei Wacker und dem bürgerlichen Leben mit seiner Familie.

Mit 50 Jahren aber ein weiterer Meilenstein in seinem Leben: Seine Schwester Charlotte schenkte ihm einen alten Wohnwagen (Baujahr 1967). „Auf den ersten Blick entstand eine zaghafte Liebe zu meinem Wohnwagen. Deswegen sollte er von Grund auf restauriert werden. Als alter Woodstock-Fan entstand die Idee, ihn außen mit einem Woodstock-Airbrush zu veredeln und innen orientalisch einzurichten“, blickt der Inntaler zurück ins Jahr 2008.

Die seltsame Mischung aus Woodstock und Orient rührt von Bauers zweiter Leidenschaft, Marokko in Nordafrika. Seit 2012 bereist er einmal im Jahr dieses Land, in das er sich verliebt hat.

Drei Jahre lang werkelten Bauer und sein Kumpel Mani in insgesamt 1500 Arbeitsstunden an dem Woodstock-Wohnwagen, den er „Rock Palace“ taufte. Innen stellte er die Souvenirs von seinen Marokko-Reisen auf: Tische, Kerzenleuchter und blinkende Messingbeschläge. Für die Rockstar-Airbrushes sorgte Freund Michi von STM Design aus Österreich. Wer genau hinschaut, entdeckt dabei zwei Musiker, die gar nicht beim Woodstock-Festival dabei waren: Mick Jagger und Keith Richards von den Rolling Stones.

„Das ist bei meinen Fahrten wirklich erst einem aufgefallen. Ich bin ein Jagger- und Richards-Fan und außerdem haben die Stones ein paar Tage vor Woodstock im Londoner Hyde-Park auch ein Konzert gegeben, zu dem 500 000 Menschen kamen“, schmunzelt der Inntaler Alt-Rocker.

Bis heute reist der Rentner mit seinem Wohnwagen gern durch Deutschland und Österreich, am liebsten zu Rock-Festivals: „Ich war auch schon beim Herzberg-Festival, das auch 1969 erstmals stattfand. Es ist faszinierend, welche Leute da kommen, da geht es zu wie zu Hippie-Zeiten“. Nicht umsonst heißt das Festival in der Nähe von Fulda im Volksmund auch „Bonsai-Woodstock“. Es ist mit 12 000 Besuchern das größte Hippie-Festoval Europas. Hier fühlt sich Franz Bauer pudelwohl. Im letzten Jahr wollte er eigentlich mit seinem Wohnwagen in die USA zum 50-jährigen Jubiläum des Woodstock-Festivals, aber: „Es war unsicher, ob es überhaupt stattfindet und wurde letztlich ja auch abgesagt“, bedauert der Woodstock-Fan.

Der 62-Jährige betreibt eine eigene Website (www.woodstock69.de), in der er in Bildern das legendäre Festival von Woodstock und die Geschichte um seinen Wohnwagen Revue passieren lässt. Dort kann man auch seinen Wohnwagen anmieten, zum Beispiel für Festivals, Produktpräsentationen, Film- und Fotoaufnahmen. Denn Bauer weiß: Die Rockstars von 1969 faszinieren auch heute noch – nicht nur ihn.

„3 Days of Peace & Music“: Das Woodstock-Festival zog Franz Bauer nach einem Kinobesuch mit 16 Jahren in seinen Bann.

Eine weitere Leidenschaft: Franz Bauer stattete seinen Wohnwagen mit zahlreichen Souvenirs aus Marokko aus.

PNP-Artikel vom 15. Februar 2017

Zwischen Wacker und Woodstock

Franz Bauer (58) aus Kirchdorf ist Manager,
Musik-Enthusiast und Marokko-Fan

von Stefan Muhr

Kirchdorf. Schief angekuckt wird er nicht mehr. Den Dresscode des Chemieunternehmens hat Franz Bauer aber auch nach Jahrzehnten nicht verinnerlicht. Statt Hemd, Krawatte und Nadelstreifenanzug trägt der 58jährige Projektmanager aus Kirchdorf lieber Jeans, Lederstiefel und Heavy Metal T-Shirt. "Ich brauche meine Freiheit", sagt Bauer. "Auch im Job." Mit seinem Stil will der Kirchdorfer nicht anecken, provozieren oder sich abgrenzen. Für Bauer sind die düsteren Prints auf seinen T-Shirts eine Lebensphilosophie. Bauer ist ein bisschen anders; und das schon ziemlich lange.
Geboren wurde der 58Jährige in Töging, aufgewachsen ist er in Ering – eigentlich ein ganz normaler niederbayerischer Bursche. Aber mit 16 öffnete sich für ihn plötzlich eine neue Welt fernab der Provinz: In einem Kino sah er einen Film über das legendäre WoodstockFestival. "Da hat’s bei mir Klick gemacht", sagt Bauer. Rockstars, Hippies, freie Liebe, Rausch und Zärtlichkeit ließen den jungen Inntaler nicht mehr los. Zu Hause liefen nur noch Platten der damaligen Helden: Joe Cocker, Santana, Jimi Hendrix, die Rolling Stones.

Ein Hippie nur im Geiste

Als junger 68er in Niederbayern hatte es Bauer freilich nicht leicht. Das Inntal war damals für ihn mehr Gefängnis als Entfaltungsort. Weg konnte Bauer allerdings nicht. Ausbildung, Familie, Freunde waren ihm zu wichtig. Und so blieb er für die nächsten Jahre und Jahrzehnte Hippie nur im Geiste – äußerlich angepasst, bodenständig, beruflich erfolgreich und liebevoll als Familienvater. "Ich habe ein ganz normales, konservatives Leben geführt", sagt Bauer.

Mit 50 dann begriff Bauer, "dass das nicht alles gewesen sein konnte". Schuld daran war Bauers Schwester. Sie schenkte dem Bruder ein altes Wohnmobil. "Was soll ich denn mit dem Ding", dachte sich der Familienvater am Anfang. Mit dem Motorrad ab und zu über die Landstraßen zu fegen, das war für Bauer lange Zeit das Verrückteste, das er sich vorstellen konnte. Doch das alte Gefährt weckte plötzlich wieder den Revoluzzer in ihm.

Bauer stellte den Wohnwagen in seinen Garten und lies ihn mit seinen einstigen Idolen airbrushen. Abends, im Sommer, sitzt Bauer noch heute davor, trinkt Bier oder Wein, die Rockmusik bis zum Anschlag aufgedreht. Die sechs Quadratmeter auf vier Rädern sind zu seinem Rückzugsort geworden, an dem er träumen und Pläne für die nicht mehr ganz so biedere Zukunft schmieden kann.

Wenn ihm sein Wohnwagen, die Welt um ihn herum heute zu klein werden, haut Bauer einfach ab. Seit 2012 fliegt er jedes Jahr nach Marokko. Wenn er nach dreieinhalb Stunden in Marrakesch aus dem Flieger steigt, kommt er in einer Welt an, die ihn nicht mehr loslässt. Mit dem Eselskarren lässt er sich durch die verwinkelte Altstadt chauffieren, zieht vorbei an herrschaftlichen Palästen und bettelarmen Obdachlosen. "Das Leben in Marokko ist so ehrlich", sagt Bauer. "Du siehst alle Facetten, auch die schlimmen."

Wenn er im Riad seines Freundes, einem deutschen Auswanderer, ankommt, trinkt der Kirchdorfer marokkanischen Minztee und kuckt sich den goldenen Sonnenuntergang vor der wuseligen Kulisse der staubigen Großstadt an. Franz Bauer liebt die Extreme, das Unverfälschte, die Welt, so wie sie wirklich ist. "Das bringt einen auf den Boden der Tatsachen zurück", findet der Kirchdorfer. "In Deutschland verliert man viel zu oft den Blick für das Wichtige im Leben."

Ein bisschen Orient in Kirchdorf

Aus seinem Lieblingsland nimmt sich Bauer jedes Jahr ein Stück Marokko mit nach Hause. Unzählige Souvenirs, orientalische Tische, Lampen, Kerzenleuchter und Messingbeschläge hat er inzwischen angesammelt. Sie alle "verbaut" Bauer in seinem Wohnwagen. Das Gefährt sieht inzwischen aus wie ein Beduinenzelt aus tausendundeiner Nacht. "Ich habe mir einen kleinen Fleck Marokko in Kirchdorf geschaffen", freut sich der Weltenbummler.

Ganz fertig ist der Wagen aber noch nicht. Bauers Plan: "Ich will die Außenwand fertig mit meinen Helden verzieren." Der Kirchdorfer lässt mit AirbrushTechnik die legendären Konterfeis von Santana, Jimmi Hendrix und Co. aufsprühen. "Dann", so Bauer, "bin ich bereit für den großen Trip."

Zum 50. Jubiläum des WoodstockFestivals im Jahr 2019 plant der Kirchdorfer einen MegaTrip. Mit seinem präparierten Wohnwagen will Bauer mit dem Schiff über den Atlantik bis in die USA übersetzen und dort den Geist der 68er endlich hautnah erleben. Ob der Traum wahr wird, steht noch in den Sternen. Die Kosten für die Reise sind hoch. Deshalb sucht Bauer derzeit nach Sponsoren, wirbt um Unterstützung auf seiner persönlichen Website (www.woodstock69.de).

Bis dahin verbringt Bauer seine "Auszeiten" in Marokko. In ein paar Tagen geht es für den Kirchdorfer schon wieder los in Richtung Marrakesch. Zusammen mit seiner Tochter Teresa geht es auf ein elektronisches Musikfestival im Atlasgebirge. "Das wird nochmal eine ganz andere Erfahrung", freut sich Bauer.

Wenn der 58Jährige in knapp eineinhalb Jahren in den Ruhestand geht, plant er noch viele weitere Reisen. "Auswandern werd’ ich aber nicht", sagt er. Auch wenn ihm das Inntal ab und zu zu klein wird und er sich nach Schlangenbeschwörern und Heavy Metal-Ekstase sehnt, ist Franz Bauer trotzdem noch immer eines: "ein echter Bayer".

Auf einen Minztee mit dem Kumpel:
Bauer fliegt jedes Jahr nach Marrakesch.

Bauers Refugium ist sein alter Wohnwagen. Inzwischen ist er voll mit orientalischen Mitbringseln aus seinem Lieblingsland Marokko.

LT1 Magazin:

Video von der Burg Clam am 22. Juli 2011

Mit Woodstock-Trailer und live Joe Cocker & Canned Heat, uvm.